Coronakrise: Verabschiedung der Schwestern fällt aus

Feier für Vincentinerinnen im St. Antonius Seniorenhaus wird nachgeholt

Einrichtungsleiterin Beatrix Wottke (von links) freut sich, dass Schwester Sigrun und Schwester Anselma das St. Antonius Seniorenhaus in der schwierigen Corona-Zeit weiter unterstützen.

27.04.2020

Brakel. Eigentlich wollten die beiden Vincentinerinnen, Schwester Anselma und Schwester Sigrun, in den kommenden Tagen ihren Ordensschwestern nach Borchen im Kreis Paderborn ins Altenheim folgen. Doch jetzt ist alles anders: Wegen der Coronakrise bleiben die beiden letzten Vincentinerinnen länger als geplant ehrenamtlich in ihrer Wirkungsstätte im St. Antonius Seniorenhaus in Brakel.

Aufgrund der besonderen Situation muss die für den 10. Mai geplante Abschiedsfeier ausfallen. Nachgeholt werden soll die Veranstaltung vermutlich im Spätsommer oder Herbst - solange werden die beiden Schwestern dem St. Antonius Seniorenhaus erhalten bleiben. "Da hat das Coronavirus ausnahmsweise Mal etwas Gutes", freut sich die Einrichtungsleiterin Beatrix Wottke über die Verlängerung. "Die Schwestern bedeuten uns hier im St. Antonius Seniorenhaus sehr viel. Sie gehören zum Ablauf dazu und übernehmen Aufgaben, die wir im Alltag der Pflege nur schwer leisten können wie beispielsweise die intensive Betreuung von Sterbenden. Auch nachts reicht da ein kurzer Anruf: Könnt ihr kommen?"

Gerade in dieser besonderen Zeit, in der den Bewohnern der Besuch ihrer Angehörigen fehlt, sei die Unterstützung der Schwestern sehr wertvoll. Auch den beiden Schwestern Anselma und Sigrun macht es nichts aus, ihren "Ruhestand" um ein paar Monate zu verschieben. "Das hier ist unsere Heimat und wir helfen gerne."

Die Vincentinerinnen gründeten vor 170 Jahren in Brakel die erste Niederlassung außerhalb Paderborns - dieser Bezirk wird noch heute liebevoll als der "heilige Bezirk" bezeichnet, denn seit 1304 gab es hier bereits ein Hospital (das Heilig-Geist-Hospital) um kranke Menschen zu versorgen. Die Gemeinde St. Michael setzte diese Tradition fort und unterhielt ein Krankenhaus, später wurde es bis auf den heutigen Tag St. Vincenz-Hospital genannt. Aber auch in der Gemeinde St. Michael waren die Vincentinerinnen tätig. Nachdem das Krankenhaus in der Danziger Straße neu gebaut wurde, baute die Gemeinde an der jetzigen Stelle das Seniorenheim St. Antonius. Auch hier waren die Vincentinerinnen bis auf den heutigen Tag tätig. Vorgänger war das alte Kapuzinerkloster, in dem das Altenheim untergebracht war unter dem Namen „Anna-Haus“.

Schwester M. Anselma kam 1989 vom Paderborner Mutterhaus als Küchenschwester nach Brakel. Noch heute nimmt die 84-Jährige zahlreiche Aufgaben im Seniorenhaus wahr: Unter anderem ist sie zuständig für die Kapelle, die Hochbeete im Garten und das Zeichnen der Wäsche.

Schwester Sigrun arbeitete über 40 Jahre als Heilpädagogin, bis sie sich für die Jugendarbeit zu alt fühlte und zur Krankenhausseelsorgerin umschulte. Nach einer Station auf Norderney wurde sie 2004 nach Brakel versetzt. Hier ist die heute 80-Jährige vor allem als Koordinatorin der  40 ehrenamtlichen Heferinnen aktiv. Eine große Unterstützung im Umgang mit Bewohnern und Angehörigen sind ihre heilpraktische Erfahrung und gesprächstherapeutische Ausbildung. In den Wohngruppen bietet sie Gedächtnistraining an.

"Die Schwestern haben die Brakeler Stadtgeschichte und das caritative Leben in der Gemeinde St. Michael maßgeblich geprägt. Sie werden uns sehr fehlen", sagt Pfarrer Willi Koch. Aber auch die Schwestern und Brüder der Gemeinde St. Michael und die Bewohner des St. Josef Seniorenhaus Bökendorf bedauern den baldigen Abschied der beiden letzten Vincentinerinnen.

 

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